Ophelias: Death by Water Singing

Oper in 13 Szenen, UA: 2005 in Norwegen erzählt Ophelias weibliche Sicht der Hamletgeschichte

Musik: Hendrik Hellstenius
Libretto: Cecilie Loveid

Aufführngsort: Alter Güterbahnhof von Osnabrück
Dirigent: Till Drömann
Bühne: Johanna Fritz
Kostüme: Elif Korkmaz

Lesen Sie auch die Zeitungskritiken zu "Ophelias: Death by Water Singing"







 

Die Mitwirkenden:

Ophelias - Lydia Ackermann
Hamlet - Tadeusz Jedras
3 Woodmaidens - Chihiro Meier-Tejima, Miyuki Nishino, Heike Hollenberg

Pressestimmen

OPHELIAS: DEATH BY WATER SINGING
von Henrik Hellstenius
(...) Die Frauenstimmen verwebt der Komponist mal eng ineinander, mal lässt er sie einsam klagen, und selbst Jedras' Bass führt er oft ins Falsett - wie eine Reminiszenz an die Kastraten der Barockoper. Auch die Regie von Solveig Franke und die Kostüme von Elfi Korkmaz greift eine stilisierte Barockwelt auf, die Till Drömann am Pult des Kammerensembles aus Geige, Bratsche, Kontrabass und Schlagwerk ins Heute übersetzt: Mit schmerzhaften Reibungen, nervösem Puls, Brausen und Toben. Aber auch mit fein gewobener, rührender Schönheit. (...)
05.09.2009, Neue Osnabrücker Zeitung
(...) Und doch wird wohl kaum jemand, der dabei war, die Osnabrücker Aufführung von "Death by water singing" vergessen können. Was zuallererst ein Verdienst des Raumes ist, der einem wahrlich den Atem verschlägt: (im Alten Güterbahnhof sitzen die Zuschauer am Kopfende einer gigantischen, überdachten Gleisanlage (was, um Himmels willen, war das früher? ein Depot?)... Das Unheimliche des Settings findet in der wispernden, grummelnden, flackernden, zum Teil geräuschhaft durchsetzten, zum Teil betörend klangschönen Musik für Kammerensemble von Hellstenius einen spannungsvollen Widerhall (...)
nachtkritik.de
(...) Dieses moderne Musiktheater ist einer der Höhepunkte des am Montag zu Ende gegangen Spieltriebe- Festivals in Osnabrück. (...)
09.09.2009, Ruhr Nachrichten

Zeitungskritiken zu "Ophelias: Death by Water Singing" - Ausschnitte:

Frankfurter Rundschau

10. September 2009

... Sträucher wachsen aus den Schienen, Äste greifen auf die Bahnsteige. Die Natur ist auf dem besten Weg, sich das riesige Gebäude zurückzuerobern. Frauen in weißen Hochzeitskleidern streifen umher oder sitzen in Badewannen. Es ist kühl, der Wind bewegt helle Stoffbahnen. Der Spielort, der alte Güterbahnhof Osnabrück, fasziniert. "Ophelias: Death by Water Singing" heißt die Kammeroper von Henrik Hellstenius, der außerhalb seiner Heimat Norwegen wenig bekannt ist. Sein Stück hatte bei der dritten Ausgabe des Spieltriebe-Festivals am Theater Osnabrück seine deutsche Erstaufführung. Zu viel hat Hellstenius in 13 Szenen hinein gepackt, aus immer neuen Perspektiven erzählt er Ophelias Ermordung. Aber der Raum ist ein überwältigendes Erlebnis...

...Jenseits der großen Bühnen, an denen große Intendanten große Eröffnungsinszenierungen versuchen, ist hier alles entspannter. Ein Besuch beim Festival "Spieltriebe 3" ist inspirierend. Hier werden Texte und Kompositionen in rauen Mengen ausprobiert. Weil das Publikum, das auf fünf Routen in Bussen durch die Stadt fährt, mindestens drei Aufführungen pro Abend bekommt, lastet wenig Druck auf der einzelnen Produktion. Die "Spieltriebe" sind noch mehr als frühere Ausgaben ein Entdeckerfestival. Intendant Holger Schulze und sein Team zeigen ausschließlich Erstaufführungen europäischer Dramatiker.

 

Neue Osnbrücker Zeitung

von Ralf Döring, 5. September 2009

Route 5 – Barocke Pracht entschädigt für zersprungene Träume

... ein Fußmarsch führt übers Gelände, vorbei an einem knatternden Stromaggregat und weiß gewandeten Frauen. Stumm weisen sie den Weg zur Oper „Ophelias: Death by Water Singing“ des norwegischen Komponisten Henrik Hellstenius. Dessen Shakespeare-Adaption, konzentriert sich auf Ophelia (Lydia Ackermann), Hamlet (Tadeusz Jedras) und dessen Mutter Gertrud (Eva Schneidereit), und als eigene Zutat führt sie drei „Woodmaidens“ (Heike Hollenberg, Chihiro Meier-Tejima und Miyhki Nishino) ein. Die Frauenstimmen verwebt der Komponist mal eng ineinander, mal lässt er sie einsam klagen, und selbst Jedras’ Bass führt er oft ins Falsett – wie eine Reminiszenz an die Kastraten der Barockoper. Auch die Regie von Solvejg Franke und die Kostüme von Elif Korkmaz greift eine stilisierte Barockwelt auf, die Till Drömannam am Pult des Kammerensembles aus Geige, Bratsche, Kontrabass und Schlagwerk ins Heute übersetzt: Mit schmerzhaften Reibungen, nervösem Puls, Brausen und Toben. Aber auch mit fein gewobener, rührender Schönheit.

Nachtkritik.de – online

von Wolfgang Behrens, 5. September 2009

Route 5 des Spieltriebe 3-Festivals – Ophelias: Death by water singing

Puppen in Hautfarbe und Sumpfgrün

In ihrer Oper "Ophelias: Death by water singing" erzählen der norwegische Komponist Henrik Hellstenius und seine Librettistin Cecilie Løveid Shakespeares "Hamlet" aus der Sicht Ophelias, und siehe da: Ophelia erweist sich als unfähig, eine weibliche Identität zu finden und zu leben. Die Botschaft bei Hellstenius und Løveid ist allerdings eine seit Jahrhunderten geläufige: die Frau als Opfer einer von mächtigen Männern und Schwiegermüttern geprägten Welt.

... Milchige Planen wehen im Wind
Das klingt nicht so wahnsinnig spannend und ist es vielleicht auch nicht: Und doch wird wohl kaum jemand, der dabei war, die Osnabrücker Aufführung von "Death by water singing" vergessen können. Was zuallererst ein Verdienst des Raumes ist, der einem wahrlich den Atem verschlägt: im Alten Güterbahnhof sitzen die Zuschauer am Kopfende einer gigantischen, überdachten Gleisanlage (was, um Himmels willen, war das früher? ein Depot?).

Wie in einem industriell verfremdeten prä-raffaelitischen Gemälde: Tadeusz Jedras, Chihiro Meier-Tejima, Miyuki Nishino, Heike Hollenberg, Foto: Klaus Fröhlich

Durch starke Scheinwerfer, die teilweise in Hunderten von Metern Entfernung angebracht wurden, und im Wind wehende milchige Planen ist die Szenerie in ein surreales Licht getaucht; das Grün, das mittlerweile im Gleisbett wuchert, wurde von der Bühnenbildnerin Johanna Fritz durch einen Strauch hie, eine Efeuranke da noch pittoresk angereichert – und da Ophelia (die stimmlich kraftvolle, aber darstellerisch manchmal etwas ungelenke Lydia Ackermann) wiederum ganz klassisch bleichwangig mit blonden Strähnen und weißem Kleid daherkommt, wähnt man sich in ein industriell verfremdetes präraffaelitisches Gemälde versetzt.

Wispernde, grummelnde, flackernde Musik
Das Unheimliche des Settings findet in der wispernden, grummelnden, flackernden, zum Teil geräuschhaft durchsetzten, zum Teil betörend klangschönen Musik für Kammerensemble von Hellstenius einen spannungsvollen Widerhall. Wer wollte sich da länger als nötig beklagen, dass die Regie Solvejg Frankes neben einigen gelungenen Bildern auch einige recht überflüssig wirkende hermetische Einfälle auffährt (etwa goldene Plastikflaschen, die über die Gleise fliegen)? Immerhin: die Geschichte gerät nicht aus dem Blick – alle und vor allem die Schicksal spielenden Waldnymphen zerren an Ophelia herum, die Schwiegermutter in spe Gertrud (enorm präsent: Eva Schneidereit), die unterm sumpfgrünen Kleid ein Dominakostüm verbirgt, schnürt sie in ein Korsett, und Hamlet läuft als schwertschwingender Popanz herum und wird zur Liebesnacht per Plastikfolie mit Ophelia zwangsverbunden.

Am Ende verliert sich Ophelia puppenhaft winkend in den unendlichen Tiefen der Gleisanlagen. Jaja, man versteht: Sie ist als Frau desillusioniert und entfernt sich jetzt von der Gesellschaft. Das betrifft einen freilich schon lange nicht mehr: Stattdessen blickt und hört man staunend in die kolossale Installation aus Raum und Klang – und das ist doch schon viel.